16. November 2017 // Gisela Wehrl
„Bessere Zukunft für Filmemacherinnen“

Festivaldirektorin Leena Pasanen // © DOK Leipzig / Susann Jehnichen
Zum Abschluss der 60. Ausgabe von DOK Leipzig baten wir Festivaldirektorin Leena Pasanen um ein kleines Interview: Über eine Quote für Regisseurinnen und Nachwuchstalente.
Bei der Festivaleröffnung haben Sie angekündigt, für die Jahre 2018 und 2019 eine Quote für Regisseurinnen im Deutschen Wettbewerb einzuführen. Welche Reaktionen haben Sie auf diese Entscheidung bekommen?
Wie erwartet war das Feedback kontrovers. Es gab viele Stimmen dafür, aber natürlich auch einige dagegen. Aber es macht mich glücklich, dass sich vor allem auch internationale Künstler und Filmschaffende für die Quote ausgesprochen haben und bestätigen, dass es der erste Schritt in die richtige Richtung ist. Es ist besser, diesen Schritt zu wagen, als nur zu reden. Besonders gefreut hat mich auch das Feedback von André Krummel („Nach der Zukunft“), der sich als junger männlicher Filmemacher deutlich für die Quote und gleiche Möglichkeiten für alle ausgesprochen hat. Das gibt mir Hoffnung für eine bessere Zukunft für Filmemacherinnen.
„Nach der Angst“ war das Motto der diesjährigen Festivalausgabe. Welche Ängste haben Sie als Festivaldirektorin und wie können Sie diese überwinden?
Meine Angst ist, dass viele Menschen in einer sehr engen Definition von Dokumentarfilm gefangen sind. Das Storytelling hat sich aber in ganz neue Richtungen weiterentwickelt und Filmemacher öffnen sich für neue Methoden des Arbeitens. Viele Dokumentarfilmer etwa adaptieren Animation – dabei heraus kommen fast schon Hybride aus Dokumentar- und Animationsfilm. Ich habe Angst, dass einige jedoch den Dokumentarfilm als Kunstform nicht wahrnehmen und wertschätzen. Deswegen ist es für mich umso wichtiger, die Vielfalt des Filmemachens zu zeigen und zu loben. Gute Geschichten werden uns immer überraschen.
Was ist das Wichtigste, das Sie vom diesjährigen Festival mitnehmen?
Eines meiner Highlights in diesem Jahr war unsere renommierte Jury, die zum einen über langjährige Erfahrung verfügt und außerdem mit unglaublicher Leidenschaft bei der Sache war. Dank der Jury wurden Nachwuchstalente, aber auch erstaunlich viele Frauen ausgezeichnet. Mit der diesjährigen Ausgabe haben wir vor allem die Nachwuchstalente im Dokumentar- und Animationsfilm gefeiert.
Eine der ausgezeichneten Frauen war Rina Castelnuovo-Hollander: Die einzige Regisseurin im Deutschen Wettbewerb wurde dort gemeinsam mit Co-Regisseur Tamil Eltermann für „Muhi – Generally Temporary“ mit einer Goldenen Taube prämiert. Deutscher Koproduzent von „Muhi“ ist Jürgen Kleinig mit seiner Neuen Celluloid Fabrik aus Leipzig. Den bewegenden Dokumentarfilm über einen palästinensisches Jungen, der gefangen zwischen zwei Welten in einem israelischen Krankenhaus um sein Leben kämpft, möchte Kleinig nächstes Jahr im Eigenverleih ins Kino bringen.
Zur Anschubfinanzierung hat der Produzent deswegen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Mehr Infos dazu gibt es auf:
www.indiegogo.com
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