30. August 2019
Filmisches Erzählen heute und morgen – Teil 1

Photo by Patrick Hendry on Unsplash
Leider nur alle zwei Jahre widmet sich die „FilmStoffEntwicklung“ im November der Drehbuchentwicklung und dem Drehbuchschreiben: Diesmal stellte Dramaturg Keith Cunningham die Frage, warum es nicht viel mehr Filme zur Klimakrise gibt. Mein Besuch bei der „FilmStoffEntwicklung“ ist zwar fast ein Jahr her – das Thema Klimakrise ist leider aber immer noch brandaktuell, erst recht zur sächsischen Landtagswahl am Wochenende. Daher hier ein Nachtrag, quasi zwischen den Jahren.
Zudem startet an diesem Samstag auf dem KiKA die Ausstrahlung der Kinderserie „Der Krieg und ich“ (31. August, 1., 7. und 8. September, 20:00 Uhr jeweils zwei Episoden). Die Serie war eines von mehreren Fallbeispielen bei der „FilmStoffEntwicklung“, insgesamt lieferte der Dramaturgen-Verband „VeDRA“ als Veranstalter in 17 Panels und Workshops die unterschiedlichsten Betrachtungsweisen, die das Erzählen von einer ganz anderen Seite beleuchten.
Im Dienst der Gesellschaft
Jeder Kunstschaffender stellt sich vermutlich hin und wieder die Frage, inwieweit das eigene Schaffen überhaupt für die Welt relevant ist. Dramaturg Keith Cunningham machte in seinem Workshop ganz konkrete Vorschläge, wie Geschichten unserer heutigen Gesellschaft „dienen könnten“ (Titel: Narratives and Realities. How our stories can serve society today). Oder im Umkehrschluss: „Was auch immer wir auf die Leinwand oder den Bildschirm packen, formt das Verhalten, die Weltanschauung und die Überzeugungen der Zuschauer“, sagte Cunningham. Und je häufiger bestimmte Gegebenheiten erzählt würden, umso würden sie wahrgenommen als „So ist die Welt halt“. Geschichten schaffen also ein Framing, Geschichten, die sehr komplex sind, wie beispielsweise die Klimakrise, würden noch viel zu wenig erzählt, betonte Cunningham: „Das ist die Herausforderung für uns Erzähler. Wir sind Passagiere auf einem Schiff, das den Eisberg bereits gerammt hat.“ Einstweilen haben die Schüler*innen von „Fridays for Future“ gezeigt, dass sich die Narrative einer Gesellschaft durchaus beeinflussen lassen. Die Leipziger Regisseure Jasmin Herold und Michael Beamish haben ihren Dokumentarfilm „Dark Eden“ dieser Bewegung gewidmet, der bereits auf den Filmverbands-News vorgestellt wurde.
Vielleicht sieht der*die eine oder andere Möglichkeiten im eigenen filmischen Arbeiten. Ganz praktische Vernetzung bieten die „ArtistsForFuture“, für Sachsen gibt es mittlerweile ein Regional- und für Leipzig eine Ortsgruppe.
Mehr zum Workshop „Raus aus dem Malestream“ und der Kinderserie „Der Krieg und ich“ im Filmischen Erzählen heute und morgen – Teil 2.
Gisela Wehrl lebt in Leipzig und arbeitet als Filmjournalistin, Autorin und Dramaturgin. Sie ist übrigens seit diesem Jahr VeDRA-Mitglied.