11. April 2019 // Gisela Wehrl
„Fridays for Future“ gewidmet

Filmstill „Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl“ – Regisseurin Jasmin Herold © W-film / Andreas Köhler
Mit dem Dokumentarfilm „Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl“ legen die beiden Leipziger*innen Jasmin Herold und Michael Beamish ein beeindruckendes Kinodebüt hin. Zum heutigen Kinostart sprach Gisela Wehrl mit den beiden Regisseuren, die jetzt in Leipzig leben und arbeiten.
Im kanadischen Fort McMurray liegt eines der größten und letzten Ölvorkommen unseres Planeten. Wie magisch zieht das „schwarze Gold“ Menschen aus aller Welt an. Jasmin Herold und Michael Beamish nehmen diesen Ort und machen daraus aber keinen Film über die Ölindustrie, sondern über Menschen, die dort leben und arbeiten. Diese Menschen sind die Manifestation des Scheinarguments von Arbeitsplätzen über Umweltschutz. Und an ihrem Beispiel zeigen Herold und Beamish, warum die Überlebensstrategie „Nicht zu sehen, was man weiß“ im lokalen wie im globalen und sogar im privaten viel zu lange funktioniert. Denn auch Jasmin Herold gibt im Film zu, dass sie zunächst die Augen verschloss, bis es nicht mehr möglich war, als Ihr Lebensgefährte und Co-Regisseur Michael an einer seltenen Form von Schilddrüsenkrebs erkrankte.
„Dark Eden“ ist eine teilnehmende Beobachtung, aber Sie treten nur sehr reduziert am Anfang und Ende als Protagonisten in Erscheinung.
Jasmin Herold: Für uns war es nicht einfach, Michaels Erkrankung in den Film einzubinden, aber noch schwieriger war es, wie wir das am besten tun können. Michael wurde ja im letzten Drittel des Drehs mit Krebs diagnostiziert und nicht nur privat, sondern auch filmisch war dies eine große Herausforderung für uns, da wir nie geplant hatten, uns selbst als Protagonisten in dem Film zu verhandeln.
Wir wollten keinen Film über uns machen, aber wir fanden es wichtig, dass unsere Geschichte Teil der Erzählung ist, um zu zeigen, wie unsere Leben und das Thema des Films eins wurden. Deshalb wird unsere Geschichte durch meine Erzählstimme vermittelt. Wir wollten uns aber nicht in den Vordergrund spielen, sondern bei den Geschichten all der anderen Menschen bleiben, die man im Film sieht.
Ist Ihre Krebserkrankung auf die Umweltzerstörung zurückzuführen?
Michael Beamish: Man hat verschiedene Humangenetiktests hier in Deutschland mit mir durchgeführt. Normalerweise gibt es drei Faktoren, die diesen Krebs auslösen, aber alle drei wurden ausgeschlossen. Die Erkrankung ist also höchstwahrscheinlich auf die Umweltverschmutzung zurückzuführen.
Warum sind Sie von Kanada genau nach Leipzig zurückgekehrt?
Jasmin Herold: Ich bin vor 12 Jahren nach Leipzig gezogen, da ich damals am Deutschen Literaturinstitut das Studium aufgenommen hatte. Ich habe mich sofort in die Stadt verliebt und möchte nirgendwo anders leben. Leipzig ist mein Zuhause. Ich bin gerade dabei, mich mit den Filmschaffenden hier in Leipzig zu verbinden.
Sie haben den Film ganz aktuell der Bewegung „Fridays for Future“ gewidmet.
Jasmin Herold: „Fridays for Future“ hat den Ernst unserer Lage erkannt und ich bin richtig glücklich, dass so viele junge Menschen sich nicht mehr abspeisen lassen. Sie greifen da an, wo die Politik versagt und ich denke, dass die vielen Menschen etwas bewirken können. Die Masse kann etwas ausmachen, das wissen wir ja, denn hier in Leipzig begann schließlich die Friedliche Revolution, die ein Unrechtssystem zum Fall gebracht hat. Ich habe große Hoffnung in diese jungen Menschen und solidarisiere mich mit Ihnen. Seit es „Fridays for Future“ gibt, habe ich deshalb auch das Gefühl, dass „Dark Eden“ nicht umsonst gemacht wurde.
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