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10. April 2019 // Stephan Zwerenz


My Head on the Mountain

Der Nachwuchspreis des Filmverbands Sachsen geht an Anna Stoltzmann

Filmstill aus „My Head on the Mountain“.

Vergangenes Wochenende hat der Filmverband Sachsen auf dem Leipziger Kurzfilmfestival kurzsuechtig den Nachwuchspreis verliehen. Die Verleihung ist mittlerweile Tradition und soll junge Filmemacher*innen aus Mitteldeutschland bei ihrer zukünftigen Arbeit unterstützen. Der mit 500 Euro dotierte Preis gewann in diesem Jahr Anna Stoltzmann für ihren Dokumentarfilm „My Head on the Mountain“. Ihr Film beschäftigt sich mit der Arbeit der norwegischen Performance-Künstlerin Agnès Btffn, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur auseinandersetzt. Anna Stoltzmann lebt und arbeitet in Dresden und Edinburgh und konnte den Preis leider nicht persönlich entgegennehmen. Wir haben ihr aber nachträglich ein paar Fragen gestellt.

 

Was bedeutet es für dich, dass du den Nachwuchspreis bekommen hast?

 

Der Nachwuchspreis bedeutet mir viel. Mir fehlen immer noch die Worte! Es ist eine tolle Anerkennung für die Leistung, die meine Crew in den Film gesteckt hat. Es war bisher ziemlich schwierig, den Film in Festivals zu kriegen, eben weil er in diesem interessanten Zwischenraum von Kunst- und Dokumentarfilm steht. Jetzt für dieses kreative Risiko belohnt zu werden, fühlt sich super an, denn ich liebe diesen Film und hoffe natürlich, dass meine nächsten genauso gut werden (lacht).

 

Es ist eine tolle Motivation, um weiterzumachen und dranzubleiben, egal was einem für Steine in den Weg gelegt werden. Und da ich die erste Filmemacherin in meiner Familie bin, ist es auch für meine Mutter ein gutes Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Sie hat mich nämlich damals, als ich ihr gesagt habe, dass ich Dokumentarfilmregie studieren will, gefragt, wann ich endlich einen richtigen Job suche, um in die Rentenkasse einzuzahlen! Nee, echt, es ist toll diesen Preis bekommen zu haben, weil ich „My Head on the Mountain“ schon seit Fertigstellung endlich in meiner Heimat zeigen wollte. Und jetzt genau da geehrt worden zu sein, als sächsisches Filmtalent, fühlt sich einfach unglaublich an. Danke, danke, danke für diese Wertschätzung!

 

Wie bist du dazu gekommen diesen Film zu machen? Was interessierte dich an der Arbeit von Agnès Btffn?

 

Nach meinem Auslandsemester in Tallinn war ich 2015 in Norwegen backpacken und hab meine Reise in Florli begonnen, einem Ort, den man nur mit Fähre erreichen kann. Ich war dort zwei Wochen zum Volunteering und habe Agnès kennengelernt, die dort als eine von damals nur zwei Leute permanent wohnte. Ich fand sie sehr interessant, auch ihr Haus schon visuell sehr spannend und wusste: Ich muss wiederkommen, um sie zu filmen.

 

Mich haben vor allem die Ideen und Konzepte ihrer Kunst interessiert, da ich sowas noch nie gesehen hatte. Und Florli ist einfach ein magischer Ort. Außerdem wollte ich Agnès besser kennenlernen, was ich durch die Dreharbeiten auch konnte. Jetzt sind wir gute Freunde und auch immer noch in stetigem Kontakt. Sie war bei der Weltpremiere in Edinburgh dabei und es ist echt cool, jemanden mit ihrer Erfahrung als Freundin zu haben.

 

„My Head on the Mountain“ ist dein erster Film. Wie bist du zum Film gekommen und hast du schon neue Projekte in Aussicht?

 

Ich habe meine Leidenschaft zum Dokumentarfilm während meines Bachelorstudiums in Journalistik und Medienmanagement in Magdeburg entdeckt: Ich fand, im Journalismus konnte man die Menschen nie richtig kennenlernen. Nach meinem zweiten Semester habe ich an der Riga Summer School teilgenommen, die mich erst richtig mit Dokumentarfilm angefixt hat. Und seitdem war es mein Traum, Dokfilmregie zu studieren, den ich mir am Edinburgh College of Art erfüllt habe. Dort habe ich mit „My Head on the Mountain“ als Abschlussfilm einen MFA in Film Directing gemacht und dank des Scottish Documentary Institute viel über kreativen Dokumentarfilm gelernt. Mein künstlerisches Interesse liegt definitiv darin zu erkunden, wie uns die Geschichte, die Orte und Landschaften, in denen wir leben, beeinflussen und ich mag es, mit anderen Kunstformen filmisch zusammenzuarbeiten.

 

Darum habe ich im zweiten Jahr meines Masters angefangen mein neues Filmprojekt zu entwickeln. Das hat den englischen Arbeitstitel „Breaking the Silence“. Imöchte damit die Erfahrungen der Wiedervereinigung erkunden. Dieses Projekt ist ein ziemlich persönlicher Film, in dem ich Landschaftsaufnahmen, Tanz und Observationen mixen will. Das wird aber noch ein langer, sehr steiniger Weg werden.

 

Ich habe auch eine Idee für eine Virtual Reality Erfahrung. Dafür muss ich aber erst noch die richtigen Kontakte in die VR-Szene knüpfen, bis ich die verwirklichen kann. Es geht dabei um die Untersuchung, wie sich das Stadtbild von mitteldeutschen Städten, ausgehend von der Erfahrung eines Protagonisten, über die Jahre verändert hat, angefangen von der DDR bis heute.

 

Was ich sonst noch so mache: Gerade habe ich einen Job bei einem Art Centre in Schottland, will aber auf lange Sicht definitiv wieder zurück nach Sachsen. Am liebsten zurück nach Pirna, wo ich herkomme! Ansonsten mach ich jeden Morgen Yoga und liebe es zu wandern und zu lesen.

 

 

Anna Stoltzmann

Agnès Btffn

kurzsuechtig

 

 


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