15. März 2017 // Sabine Kues
Portrait Paula Schumann

Mit Ölfarben auf Glas animiert Sarah Liebetrau die Fantasiereisen der blinden Emma / Foto: Sarah Liebetrau
„Ich sehe was, was du nicht siehst“ liegt aktuell als Kurzfilmprojekt auf Paula Schumanns Arbeitstischen in Leipzig, Hamburg und Köln, wo sie in der Aufnahmeleitung beim Norddeutschen und Westdeutschen Rundfunk arbeitet. Das neue Kurzfilmkammerspiel ist ein sehr persönliches Projekt. Entdeckt hatte sie die Vorlage für ihren Film auf einer alten Videokassette bei ihrem Vater, einem Theaterregisseur. Es ist die alte Aufzeichnung einer Aufführung seines Kammerspiels: Zwei Personen treffen sich in einem schwarzen Raum. Sie sind aufeinander angewiesen, die eine blind und der andere im Rollstuhl. „Ich fand das sehr beeindruckend, als ich das auf Video gesehen habe – diese Begegnung zweier Menschen, die in einer bestimmten Art und Weise eingeschränkt sind, aber auf völlig unterschiedliche Art und Weise damit umgehen“, erinnert sich die junge Filmemacherin.
Angesprochen auf ihre auffällig persönlichen Themenstoffe, zieht die gebürtige Leipzigerin den Schluss, dass ihre Motivation durchaus daher kommt, diese intimen Geschichten ihrer Familie anderen mitteilen zu wollen.
Noch tiefer in der Familiengeschichte verankert war ihr erster Kurzdokumentarfilm über ihre Urgroßmutter „Mit Knoten und Scheitel“ (2014). Nach ihrem Abschluss im Fach Dramaturgie an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater 2013 entwickelte sie das Konzept im Rahmen des TP2 Talentpool Förderprogramms (2013/2014). Hierbei knüpfte sie schon viele wertvolle Kontakte zur Filmszene Leipzigs, der sie auch in Zukunft treu bleiben möchte.
Das aktuelle Filmprojekt „Ich sehe was, was du nicht siehst“ soll mit dem Leipziger Produzenten Mike Brandin im Herbst in Sachsen gedreht werden. Ihr mit Peter Matthies adaptiertes Drehbuch legt den Fokus auf die Freundschaft ihrer Protagonistinnen: Der achtjährigen Emma (gespielt von Nike Hellweger, die von Geburt an blind ist) und der ehemaligen Kletterin und nun im Rollstuhl sitzenden Hanne. Der Film wird in Kooperation mit der Deutschen Zentralbücherei für Blinde mit Audiodeskription erscheinen. Animationssequenzen von Sarah Liebetrau, die bereits bei Paula Schumanns erstem Film mitwirkte, sollen die Fantasiereise von Emma bebildern. Diese Zusammenarbeit zeigt noch zwei weitere Dinge, die Paula Schumann wichtig sind, nämlich spannende filmische Mischformen zu kreieren – und das gerne gemeinsam mit liebgewonnenen Teamkollegen. Der „euphorische Plan“ sieht die Premiere beim Filmfestival Max Ophüls Preis vor. Zielstrebig war Paula Schumann seit der Film AG zu Schulzeiten. Da stand für sie einfach fest: „Es gibt nicht so viele Alternativen.“
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