Das audiovisuelle Erbe in Sachsen

Mit dem Koalitionsvertrag der Regierungsfraktionen von 2014 bekennt sich der Freistaat Sachsen nicht nur zu seinem audiovisuellen Erbe, sondern formuliert ebenso die Absicht, Maßnahmen zu dessen Erhalt, Erschließung und öffentliche Zugänglichmachung durch finanzielle Förderung aktiv zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund bildete das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) 2015 eine Stabsstelle zur Sicherung des audiovisuellen Erbes in Sachsen. Zudem fördert das SMWK seit Januar 2016 eine Projektkoordinierungsstelle beim FILMVERBAND SACHSEN, der mit seinen Erfahrungen und seinem Netzwerk zentrale Aufgaben bei der Entwicklung einer Konzeption zur Sicherung des AV-Erbes übernimmt.

UMFRAGEERGEBNISSE
Laut einer ersten, 2016 von SMWK und FILMVERBAND SACHSEN durchgeführten Umfrage sind in Sachsen in staatlichen Einrichtungen, in kommunalen Archiven, bei freien Trägern und privaten Filmherstellern sowie bei Lokalfernsehveranstaltern rund 2,9 Millionen Spielminuten auf Film und Video (entspricht 31.700 Spielfilmlängen) und ein vergleichbarer Umfang auf Tonträgern überliefert.
Die Umfrage zeigte außerdem, dass vielen Besitzern von audiovisuellem Material eine adäquate klimatisierte Lagerung ihrer Bestände nicht möglich ist. Die Erschließung von vorhandenem Material, durch die Medien recherchierbar werden, scheitert oft an mangelndem Personal und Fachwissen sowie an fehlender historischer Abspieltechnik.
Nur ein geringer Prozentsatz der archivierten Medien konnte bislang durch Digitalisierung nutzbar gemacht werden.

MODELLPROJEKT
Mit Projektmitteln des SMWK realisiert der FILMVERBAND SACHSEN 2016/2017 ein Modellprojekt in Kooperation mit der Stiftung für das sorbische Volk, dem Sorbischen Institut, der DEFA-Stiftung, dem Bundesarchiv und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB). Für das Projekt konnte der umfangreiche geschlossene Filmnachlass des ehemaligen Sorabia-Film-Studios in Bautzen genutzt werden, der 2015 durch die Stiftung für das sorbische Volk übernommen wurde. Aus diesem Nachlass sowie aus dem Bestand des Sorbischen Kulturarchivs wurden zehn sorbische Filmtitel nach konservatorischen Kriterien und mit Blick auf Auswertungsmöglichkeiten ausgewählt. Bei der Auswahl wurden unterschiedliche Medienformate (8mm, 16mm, 35mm-Negativ/Positiv, Tonmischbänder, Beta SP), Produktionszeiten (1947 bis 1993) und Qualitätsstufen in der Produktion (u.a. professionelle Kinoproduktionen, Amateuraufnahmen) berücksichtigt, um in möglichst großer Breite Erfahrungen sammeln zu können.

Der FILMVERBAND SACHSEN übernahm in dem Projekt die Koordinierung der Einrichtungen, die Materialprüfung, die Auswahl der Digitalisierungsbetriebe sowie die Bearbeitung (Farbkorrekturen, Retuschen, etc.) mit den Digitalisierungsbetrieben. Nach Abschluss der Digitalisierung werden die Titel durch das Sorbische Institut inhaltlich weiter erschlossen, die Digitalisate werden von der SLUB in ihr Langzeitarchivierungssystem übernommen und entsprechend den vereinbarten Nutzungsrechten Interessierten zugänglich gemacht.

AUSBLICK 2017
Am 17. März 2017 informierte die Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange über das Vorhaben in einer Pressekonferenz im Kino Thalia Dresden. Bei dieser Gelegenheit wurden den Journalisten der Fach- und der Regionalpresse Ausschnitte aus den digitalisierten Filmen des Modellprojekts vorgestellt. Frau Dr. Stange äußerte sich zudem in einem Interview mit dem MDR zum audiovisuellen Erbe in Sachsen.
Unter dem Titel „Ist das Erbe oder kann das weg?“ verständigten sich Fachleute, Vertreter der Landesverwaltung und Filmemacher über die ersten Ergebnisse des Modellprojekts und die anstehenden Sicherungsaufgaben beim FILMWINTER SACHSEN 2017.

Aufbauend auf den Erfahrungen, die aus dem Modellprojekt sowie der Fortführung der Erschließungs- und Digitalisierungsarbeit gewonnen werden, wird bis Ende 2017 für den Freistaat Sachsen ein Konzept zur Sicherung des audiovisuellen Erbes entwickelt. Mit dem Sächsischen Staatsarchiv und SLUB sowie mit weiteren Institutionen wird daran gearbeitet, vorhandene Strukturen zu koordinieren bzw. festzustellen, an welchen Stellen ein Ausbau notwendig ist. Zudem werden Ideen für ein Fördermodell entwickelt. Das finale Konzept wird mit praktischen Handlungsempfehlungen vorschlagen, wie Sachsen die Aufgaben bewältigen kann, die mit der fachgerechten Archivierung und Erschließung über die Langzeitarchivierung von Digitalisaten bis zur Zugänglichmachung des audiovisuellen Erbes verbunden sind.

Pressemitteilung des SMWK (17. März 2017)Artikel: „Digital ist besser: Als ‚Mutti‘ noch Kohls ‚Mädchen‘ war“ (Freie Presse)
http://www.symposium-filmerbe.de/

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