Festivalbericht: Das war das 18. Internationale Filmfestival für Menschenrechte



Nach zweijähriger Corona-Pause ist das Filmfestival MOVE IT! in die Dresdner Kinos zurückgekehrt. Unter dem Motto ‚Right Here, Right Now‘ fand vom 3. bis 9. November 2022 unter der Leitung von Silvia Zimmermann die 18. Ausgabe des Festivals statt. Im Rahmen des Filmfestivals für Menschenrechte und Entwicklung wurden in den Spielstätten Thalia, Zentralkino,  der Filmgalerie Phase IV und dem Programmkino Ost 23 Dokumentarfilme und drei Spielfilme aus zahlreichen Ländern gezeigt. 

Der Trägerverein des Festivals, Akifra e.V., ist eine Aktionsgemeinschaft für Kinder- und Frauenrechte, die seit 20 Jahren lokale Projekte und Hilfsorganisationen in Afrika unterstützt. In diesem Jahr feierte die Organisation ihr 20-jähriges Bestehen mit dem starken Dokumentarfilm „Among us Women“ von Sarah Noa Bozenhardt und Daniel Abate Tilahun sowie einer abschließenden Feier. Der Film begleitet mehrere Hebammen, die sich in Äthiopien dafür einsetzen, Frauen über die Risiken von Hausgeburten aufzuklären. In diesem Film stecken aber noch viele weitere Themen, sei es die Stellung der Frau in Afrika oder der Wert von gesundheitlicher Aufklärung.

Auch der Eröffnungsfilm „Be my Voice“ handelt von Frauen, die sich Gehör verschaffen und sich in diesem Falle gegen das patriarchalische System auflehnen. Bereits 2019 gefilmt, ist der Film aktueller denn je. Die Regisseurin Nahid Persson, die ihre Heimat Iran bereits in den 70er Jahren verlassen hat, porträtiert die Menschenrechtsaktivistin Masih Alinejad, die in den USA lebt. Von dort aus macht sie den Frauen im Iran Mut, sie selbst zu sein, ihren Hijab abzulegen und für ihre Rechte zu kämpfen. Mit viel Gefühl, anscheinend unendlicher Energie und dem Bewusstsein, dass auch sie selbst sich in Gefahr bringt, hilft sie über die Jahre hinweg den Frauen im Iran. Bei der feierlichen Festivaleröffnung, die im Thalia stattfand, wurde im Publikumsgespräch mit der Filmemacherin der Bogen zur aktuellen Situation geschlagen und mit einer Aktion der exil-iranischen Community auch ein Zeichen gesetzt.

Als Gewinnerfilm wurde die Dokumentation „Luchadoras“ am Sonntagabend von der dreiköpfigen Jury ausgezeichnet. Die Regisseur:innen Paola Calvo und Patrick Jasim porträtieren darin drei Wrestlerinnen, die nicht nur im Ring zeigen, was sie können. Sie leben in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez, in der es eine der weltweit höchsten Zahlen an Femiziden gibt. Umso mehr berührt es, wie sie es schaffen, ihren außergewöhnlichen Beruf und den Alltag zu meistern. 

Im Gesamten spannen die Stoffe der Filme des MOVE IT! einen großen thematischen Bogen, und so lassen sich hier berührende Geschichten aus vielen Ländern finden. So entführen uns Dokumentarfilme beispielsweise nach Peru, wo der einzige Transportweg eine lange Bootsfahrt auf dem Amazonas bedeutet („Veins of Amazon“) oder in eine ehemalige Zuckerfabrik in Guadalupe, wo die Worte einstiger Sklaven widerhallen („Words of Negroes“). Einer der Höhepunkte des Festivals ist der Animationsfilm „Flee“, der in gelungenen 2D-Zeichnungen die wahre Geschichte einer Flucht aus Afghanistan erzählt. Zum ersten Mal in diesem Jahr wurden aus diesen Beiträgen auch kuratierte Schulprogramme zusammengestellt, um auch junge Menschen bei wichtigen Themen besser abholen zu können. So bietet die diesjährige Ausgabe des Festivals für Menschenrechte viele interessante Einblicke in die Welt und ihre Probleme. Die Filme stellen Fragen, fordern zum Handeln auf und senden auch positive Botschaften. Das Spektrum von Themen und Genres ist so groß, dass es einem als Besucher oder Besucherin schwerfällt, sich zu entscheiden. Doch egal, welche Filme man wählt, man begibt sich auf eine Reise, die einem Welten, Orte und Themen öffnet, mit denen man sich möglicherweise noch nicht beschäftigt hat.

 

Text: Doreen Kaltenecker